BALLY WULFF Games & Entertainment GmbH

Neues Spiel mit verbessertem IT-Einsatz

Der Berliner Spielegerätehersteller BALLY WULFF war im Zuge eines stetig steigenden Platzbedarfes gezwungen, seinen bisherigen Standort in Berlin-Neukölln auf zwei neue Berliner Standorte zu verlagern. Dies hatte natürlich auch große Auswirkungen auf die IT, wie der Verantwortliche Daniel Strauch im Interview berichtet.

Dieser Artikel ist im Magazin IT-Mittelstand Ausgabe 7/8 2018 erschienen.

ITM: Herr Strauch, können Sie das Geschäftsfeld des Unternehmens kurz skizzieren?

DANIEL STRAUCH: Gegründet vor über 68 Jahren, sind wir heute einer der größeren Mittelständler in Berlin. Unser Kerngeschäft sind klassische Geldspielgeräte, wie man sie in Spielstätten oder der Gastronomie antrifft. Wir bündeln sämtliche Bereiche, angefangen bei der Entwicklung kreativer Spielesoftware und der Geldspielgeräte über die Fertigung und Logistik bis hin zum Vertrieb, der über unser Vertriebsteam in elf Kundencentern, die über das ganze Bundesgebiet verteilt sind, abgewickelt wird. Unser Schwerpunktmarkt liegt in Deutschland, daneben sind wir in Spanien sehr aktiv. Aber auch lizenzierte OnlineAnbieter haben die Möglichkeit, unsere kreative Spielesoftware anzubieten.

ITM: Wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie?

STRAUCH: Bundesweit sind es über 280 Mitarbeiter. An den beiden Standorten in Berlin sind es ca. 210 feste Mitarbeiter, die restlichen Kollegen sind als Servicetechniker oder Vertriebler in den Kundencentern angesiedelt bzw. im Außendienst tätig.

ITM: Wieso gibt es zwei zentrale Standorte?

STRAUCH: Zusätzlich zu der neuen Zentrale in Tempelhof entstand in Rudow im Berliner Süden ein Neubau, der nun unsere Produktion, das Auftragsmanagement, den technischen Service, den Einkauf und unser Lager beherbergt. Der Grund für unseren Umzug war vor allem, dass es am alten Standort in Neukölln keinerlei Erweiterungsmöglichkeiten mehr gab. Städtebauliche Entscheidungen des Landes Berlin trugen dann das Übrige zur Umzugsentscheidung bei.

ITM: Fertigen Sie alle Komponenten selbst?

STRAUCH: Wir kaufen die meisten Komponenten ein. Die Montage erfolgt aber komplett in unserer Produktion. Auf einer eigenen SMD-Strecke produzieren wir die Leiterplatten selbst, die wir dann nach diversen Prüfprozessen ins Gerät bringen. Unsere Fertigungstiefe ist relativ groß. Aktuell haben wir sieben verschiedene Gehäuse im Sortiment. Hinzu kommt, dass wir die Geräte mit der hauseigenen Spielesoftware bestücken, die aus einer 80 Mann starken Entwicklungsabteilung stammt.

ITM: Von den 280 Mitarbeitern sind 80 Software-Entwickler?

STRAUCH: Insgesamt bringen wir recht unterschiedliche Entwicklungsbereiche zusammen: Grafische Software-Entwickler, Mathematiker und Skripter, die die Spiele entwerfen. Darüber hinaus besitzen wir auch eine eigene Konstruktionsabteilung, die die Gerätegehäuse in Zusammenarbeit mit dem Produktmanagement entwirft. In der Gesamtheit entsteht aus ihrer Arbeit dann ein Spielgerät.

ITM: Wer zählt zu Ihren Kunden?

STRAUCH: Anders als manche Konkurrenten sind wir ausschließlich Hersteller; d. h. wir stellen die Geräte nicht selbst auf, sondern verkaufen und vermieten an Aufstellunternehmer. Diese platzieren unsere Geräte in Spielstätten oder in der Gastronomie neben denen anderer Hersteller, um den Spielgästen eine gewisse Vielfalt bieten zu können. Um beide Segmente – Gastronomie und Spielstätten – in ihren individuellen Ausprägungen bedienen zu können, bieten wir ein breites Portfolio an Gerätetypen und verschiedenen Spielepaketen an. Denn die Anwenderprofile sind – zumindest unserer Wahrnehmung nach – sehr verschieden. So sind Spielstättengeräte meist größere Standgeräte. Gastronomische Betriebe bevorzugen meist die kleineren Wandgeräte.

ITM: Wie viele Geräte gibt es am Markt?

STRAUCH: Momentan sind es insgesamt rund 270.000. Dabei werden Genehmigungen für Spielstätten und Gastronomiebetriebe vergeben, wobei für jeden Aufstellort wiederum eine bestimmte Anzahl an Aufstellplätzen vorgegeben ist.

ITM: Software-Entwicklung für die Geräte ist eine Sache, Unternehmens-IT eine andere. Seit wann sind Sie IT-Leiter?

STRAUCH: Ich kam 2007 als Leiharbeiter ins Unternehmen und begann in der Endprüfung als Gerätereparateur. Recht bald wechselte ich in die Elektronikfertigung und erhielt 2008 bereits die Möglichkeit, in diesem Umfeld einen eigenen Bereich leiten zu dürfen – den Bereich, der heute unsere SMD-Strecke umfasst. Im Jahre 2008 gab es dann Umstrukturierungsmaßnahmen aufgrund der wirtschaftlichen Situation. Das Unternehmen wurde von der SCHMIDT.GRUPPE aufgekauft, was einige Restrukturierungsmaßnahmen nach sich zog. Es wurden Mitarbeiter abgebaut, zugleich bot die Situation jedoch auch die Chance zu einer Neuausrichtung. Vor diesem Hintergrund wurde 2011 der IT-Bereich neu zusammengestellt. Außerdem hatte bereits 2008 der Umbruch begonnen, in diesem Zuge wurden die ehemals mechanischen Geräte zunehmend durch digitale ersetzt. Die Geschäftsleitung beschloss, eine neue IT-Abteilung aufzubauen, welche aus mehreren Bereichen zusammengezogen wurde. Zu den bisherigen IT-Mitarbeitern kamen in der Folge zwei weitere Leute aus der Entwicklung hinzu, die sich um IT kümmerten. Ich war zu der Zeit bereits in der Fertigung für die PC-Bereitstellungen der Geldspielgeräte zuständig und wir hatten einen ERP-Manager, der für unser System Microsoft Dynamics/NAV zuständig war. All diese Mitarbeiter wurden 2011 als Team in einer neu aufgestellten IT-Abteilung zusammengefasst.

ITM: Wer leitete den Bereich?

STRAUCH: Zunächst der ERP-Manager, wobei sich zeigte, dass seine Stärken doch überwiegend im ERP-Bereich lagen. Davon ausgehend wurde der IT-Bereich 2013 abermals reorganisiert. Ab 2012 hatte ich die Position des stellvertretenden IT-Leiters inne, ab 2013 dann die kommissarische und ein Jahr darauf die alleinige IT-Leitung mit der Chance, die IT noch einmal neu aufzustellen. ITM: Wie sieht die Struktur heute aus? STRAUCH: Mittlerweile sind aus fünf IT-Mitarbeitern dreizehn geworden, aufgeteilt in drei Teams mit jeweils vier bzw. fünf Mitarbeitern: Neben einem Clientmanagement- und SupportTeam gibt es ein Infrastruktur- und ein BI-/ERP-Team, das sich speziell um Dynamics und Qlikview und damit um das gesamte Reporting kümmert.

ITM: Ein nicht alltäglicher Aufstieg ...

STRAUCH: Bereits 2008 fragte ich mich, wie ich mich neben meinem Job bei BALLY WULFF weiterbilden und qualifizieren könnte. Ich begann nebenberuflich ein Studium, das ich nach vier Jahren mit dem Bachelor in Wirtschaftsinformatik abschloss. Zeitlich ergänzte sich dieser Studienabschluss recht gut mit der internen Umstrukturierung. 2013 gab ich mir ein Jahr studienfrei und arbeitete weiterhin Vollzeit, um dann noch den Master obendrauf zu satteln, der wiederum 2016 geschafft war. Mit dieser Qualifikation und meinem firmeninternen Wissen passt es in der Kommunikation mit dem Fachbereich und der Geschäftsleitung sehr gut zusammen.

ITM: Sie sind damit in Ihrem Haus für die übergeordnete Steuerung der Teams zuständig?

STRAUCH: Genau, das stimmt. Im Clientmanagement- und Support-Team gibt es zusätzlich einen Teamleiter, in den anderen beiden bis dato noch nicht. Dies werden wir wahrscheinlich jedoch in Zukunft noch ändern. Ansonsten stehen die Teams unter meiner Leitung.

ITM: Das Thema ERP gilt gemeinhin als Herzstück der Unternehmens-IT. Wie ist das Zusammenspiel geregelt?

STRAUCH: Wir haben das BI-/ERP-Team als wichtigen Bereich etabliert, mit dem ehemaligen ERP-Manager als Projektsteuerer in dem Team. Er erledigt das Anforderungsmanagement und fokussiert sich ausschließlich auf die ERP-Applikationen, wohingegen meine Aufgaben weiter gefasst sind und ich die Projekte übergeordnet leite. Welche Wichtigkeit der ERP-Bereich für uns besitzt, wird an seinem Ausbau sichtbar. Nachdem die Betreuung von Microsoft Dynamics/NAV ehemals auf einem Mitarbeiter alleine lastete, reichte es nicht, lediglich einen Mitarbeiter aus dem Fachbereich zur inhaltlichen Unterstützung hinzuzuziehen, denn es wurden immer noch sehr viele Projekte extern vergeben. Diese Projekte müssen letztlich jedoch auch intern gesteuert werden. So trafen wir im vergangenen Jahr die Entscheidung, einen weiteren Mitarbeiter einzustellen.

ITM: Seit wann ist Dynamics in Ihrem Betrieb im Einsatz?

STRAUCH: Die ERP-Software wurde bereits 2005 implementiert. 2015 spielten wir dann ein größeres Update auf, weil die alte 5.0er Version in die Jahre gekommen und aus dem Update-Zyklus herausgefallen war. Momentan arbeiten wir mit der 2015er R2-Version.

ITM: Welche sind denn typische Themen, denen Sie sich als GesamtIT-Leiter widmen?

STRAUCH: In diesem Zusammenhang muss ich zunächst die Abwicklung des Firmenumzugs erwähnen. An erster Stelle in meinem Verantwortungsbereich standen dabei die Themen Hochverfügbarkeit und Stabilisierung der IT. Generell haben wir seit 2008 bereits sehr viel in die IT investiert, 2011 beispielsweise sind wir das Thema Virtualisierung mit VMware angegangen. Dennoch waren wir uns bewusst, dass einige Hardware-Komponenten in die Jahre gekommen waren. Es hatte bis dato nur ein Serverraum existiert, so dass wir mit dem Umzug die Möglichkeit nutzten, einen zweiten Serverraum zu etablieren – jeweils einen an jedem Standort. Im Rahmen des Umzugs investierten wir sehr stark in den ITBereich, um die IT-Infrastrukturen im Sinne der Gewährleistung von Hochverfügbarkeit und Redundanz aufzubauen. Ausgehend von dieser Hardware-Basis geht es nun darum, die Hochverfügbarkeit der Applikationen ebenfalls auszubauen. Auf Hardware-Ebene haben wir das Ziel bereits erreicht, auf Software-Ebene werden wir in Sachen redundanter Systeme noch nachlegen.

ITM: Sie betreiben die IT demnach komplett hier im Hause. War es keine Option, ins Rechenzentrum oder die vielbesungene Cloud zu gehen?

STRAUCH: Nein, die Cloud ist grundsätzlich kein Thema für uns. Zum einen scheitert ein solches Ansinnen am Veto unseres Betriebsrats, zum anderen lässt unser Geschäftsmodell eine Auslagerung nicht zu. Dies ergab eine Evaluierung darüber, ob wir bestimmte IT-Bereiche auslagern oder ein externes Rechenzentrum zu Backup-Zwecken nutzen können.

ITM: Woran liegt das?

STRAUCH: Eine Aufgabe unseres Kerngeschäfts besteht darin, die Geldspielautomaten mit Software zu versorgen. Dies geschieht über die IT-Infrastruktur: Kundenspezifisch wird die jeweilige Gerätesoftware über das ERP-System auf das jeweilige Gerät gebracht. In der Regel müssen wir bei der Konfektionierung zwischen 16 und 32 Gigabyte an Software pro Gerät aufspielen. Wenn man hochrechnet, dass wir zwischen 100 und 150 Geräten pro Tag mit 16 bis 32 Gigabyte bestücken wollen, ergibt sich ein Datenvolumen, dass über eine Cloud- bzw. Internetanbindung nicht realisiert werden könnte. Zudem gibt die Physikalisch-Technische Bundesanstalt diverse Gerätenormen vor. Die neue Technische Regelung TR 5 besagt, dass jedes Gerät bestimmte Mechanismen zur Verschlüsselung der Fiskaldaten besitzen muss. Aus diesem Grunde müssen wir eine separate PublicKey-Infrastruktur aufbauen, um signierte Fiskaldaten zu erzeugen.

ITM: Dürften Sie vom Gesetzgeber aus nicht in die Cloud gehen?

STRAUCH: Das müsste man zusätzlich prüfen lassen. Grundsätzlich müssten wir zunächst einmal im deutschen Hoheitsgebiet bleiben. Aber aufgrund der Datenmenge und der internen betrieblichen Vorgaben sowohl von Betriebsrats- als auch von Geschäftsleitungsseite ist es aktuell eben nicht gewünscht, in die Cloud zu gehen.

ITM: Nicht in die Cloud zu gehen, wird gemeinhin als rückständig angesehen, kann aber triftige Gründe haben ...

STRAUCH: Genau. Bei uns ergeben sich diese Gründe schwerpunktmäßig aus unserem Geschäftsmodell. Hinzu kommt, dass wir hundertprozentigen Einfluss auf die IT-Systeme, die Verfügbarkeit und die Applikationen haben wollen. Wenn man Standardservices wie Office 365 von Microsoft nutzt, ist man eben auch an die vom Hersteller vorgegebenen Standards gebunden. Will man rechts und links mehr an Funktionalität, geht dies in der Regel nicht oder nur sehr eingeschränkt. An dieser Stelle wollen wir uns maximale Offenheit bewahren.

ITM: Wie sind Sie bei der Etablierung der redundanten Hardware vorgegangen?

STRAUCH: Wir haben entsprechend der geltenden DIN-Normen neue Serverräume geschaffen, die sich hinsichtlich Klimatisierung, Brandschutz und unterbrechungsfreier Stromversorgung auf dem neuesten Stand befinden. Es handelt sich um Raum-in-Raum-Module, die von dem Rechenzentrumsanbieter Data Center Group aus Wallmenroth konzipiert und installiert wurden.

ITM: In welchen weiteren Bereichen hatte der Umzug Auswirkungen auf die IT?

STRAUCH: Beispielsweise auf den Lager- und Logistikbereich. Wir wollen unser neu errichtetes Hochregallager digital verwalten. An der Anordnung der neuen Fertigungshalle war ich seitens der IT entscheidend beteiligt, wenn es darum ging, die Fertigungsschritte im System optimal abzubilden. Es wurde eine exakt abgestimmte Struktur in der Fertigungs- und Lagerhalle eingehalten, um eine digitale Steuerung überhaupt verwirklichen zu können. Natürlich wurden zuerst die Hardware-Basis geschaffen und das Hochregallager installiert, aber für die Verwaltung im ChaosSystem war die IT direkt eingebunden. Dies gab es in dieser Form vorher nicht. Die Lagerverwaltung geschieht übrigens im ERP-System.

ITM: Inwieweit bewegen Sie sich bei Ihrer ERP-Software im Standard?

STRAUCH: Man nimmt sich in solchen Projekten ja immer vor, im Standard zu bleiben und möglichst wenige Prozesse anzupassen. Wir müssen jedoch zugeben, dass uns dies im Rahmen des Releasewechsels 2015 erneut nicht gelang. Wäre der Standard eine gerade Linie, würde man in unserem System an einigen Stellen markante Ausschläge nach links oder rechts ausmachen. Und das in unterschiedlichen Bereichen, am stärksten in der Fibu, in der Geräteproduktion und vor allem im Vertrieb. Im Servicebereich hingegen gelang es, im Standard zu bleiben. Dort nutzen wir im Zusammenspiel mit einer mobilen App namens Anveo wirklich die Standardprozesse.

ITM: Warum ist gerade der Vertrieb bei Ihnen so anders abgebildet, als der Standard es hergibt?

STRAUCH: Die Frage ist ja immer, wer den Standard definiert hat. In unserem Falle ist es Microsoft. Deren Entwickler schauen sich eine Reihe von Mittelständlern an und definieren aus dem Querschnitt Standardgeschäftsprozesse für den Vertrieb. Letztlich verkaufen wir jedoch weder Autos noch Glühbirnen, sondern vertreiben Geldspielgeräte. Wir haben sowohl eine gewisse Gehäuse- als auch eine Spielevielfalt. Die Kombination aus beidem plus unterschiedliche Preismodelle mit der Option, zu mieten oder zu kaufen, ergibt eine Komplexität und Variantenvielfalt, die im Softwarestandard nicht abbildbar ist.

ITM: Ist diese Prozessanpassung denn soweit gediehen, dass Sie Ihren derzeitigen Anforderungen genügt?

STRAUCH: Das würde ich sagen. Wir haben mittlerweile einen Stand erreicht, der passt. Für die Vereinfachung der komplexen Verkaufsprozesse wurden auch Wizards etabliert, die unsere Vertriebsaußendienstmitarbeiter workflow-basiert durch den Verkaufsprozess leiten und ihnen den Vertragsabschluss im direkten Kundenkontakt erleichtern. Sie können zudem Broschüren und Produktinformationen digital präsentieren.

ITM: Inwieweit haben Sie denn die mobilen Vertriebsprozesse der App beibehalten?

STRAUCH: Die mobile Dynamics-App wurde wie das ERP-System von COSMO CONSULT auf uns zugeschnitten. Als Microsoft-Partner war COSMO prädestiniert, dieses Projekt und die Anpassungen vorzunehmen.

ITM: Wie lange hat die Entwicklung der Vertriebs-App gedauert und wer definierte die Prozesse?

STRAUCH: Von der Konzeptionsphase über die Testphase bis hin zur Implementierung dauerte es ein gutes halbes Jahr. Die Vertriebsprozesse definierten wir mit den jeweiligen Regionalvertriebsleitungen, einigen Vertriebsmitarbeitern mit Key-User-Status und in Zusammenarbeit mit der Auftragssteuerung, dem ERP-Team und COSMO CONSULT.

ITM: Die mobilen Servicemitarbeiter hingegen arbeiten mit der App eines Drittanbieters?

STRAUCH: Ja, denn den Bereich Service sind wir anderweitig angegangen. Nach dem Abschluss der mobilen Vertriebsanbindung erkannten wir, dass eine mobile App zur Service-Abwicklung ebenfalls sinnvoll wäre, etwa zur besseren Dokumentation und leichteren Abrechnung. Wir schauten uns nach passenden Lösungen um und entschieden uns für die proprietäre Lösung des Drittanbieters Anveo, die direkt in Dynamics integriert ist. Ein entscheidendes Kriterium war die Offline-Fähigkeit der App, dank der die Servicetechniker auch in Umgebungen ohne Mobilfunkabdeckung auf alle relevanten Daten und Dokumente wie › I T -M I T T E L S TA N D 7-8 | 2018 Rechnungen und Anleitungen zugreifen können. Die Anbindung an das ERP-System gestaltete sich relativ problemlos, wir mussten lediglich zusätzliche Schnittstellen in Dynamics/NAV erstellen. Die Umsetzung dieses Projekts ging in ca. drei Monaten vonstatten und kostete deutlich weniger als die mobile Vertriebsanbindung.

ITM: Standen beide Projekte in Zusammenhang mit dem Releasewechsel 2015?

STRAUCH: Die mobile Service-Anbindung erfolgte später, etwa Anfang 2017. Das Vertriebsprojekt hingegen wurde in direktem Anschluss an den Releasewechsel durchgeführt, sozusagen in Phase zwei.

ITM: Was machen Sie im BI-Bereich, den Sie explizit hervorhoben?

STRAUCH: Dieses Segment sind wir ebenfalls vor zwei Jahren, also nach dem Update, verstärkt angegangen. Nachdem die grundlegenden Strukturen in Dynamics standen, gingen unsere Überlegungen dahin, wie ein sinnvolles Reporting aussehen könnte, mit dem wir das Controlling entlasten könnten. In der Vergangenheit hatten wir mit Jet Reports ein rein excel-basiertes Tool genutzt. In der Auswahl standen am Ende Cognos und Qlikview, wobei wir uns aufgrund der Usability für letzteres entschieden. Es ist für die Endanwender intuitiver zu bedienen, zudem können sie leichter nachvollziehen, wie die aggregierten Zahlen zustande kommen. Es gab im Rahmen der Umsetzung zwei Zielsetzungen: Neben operativen Analysen wollten wir auch die Möglichkeit strategischer Analysen für die Geschäftsleitung etablieren. Wir starteten mit dem operativen Bereich, so dass Produktion, Service, Lager/Logistik und Einkauf stets die relevanten Kennzahlen liefern können. Die Voraussetzungen für die strategischen Analysen auf Geschäftsleitungsebene realisierten wir im Anschluss.

ITM: Wie verlief die Integration des BI-Tools?

STRAUCH: Die Datenbankstrukturen von Qlikview und Dynamics passten sehr gut. Außer im Personalwesen, wo wir Datev einsetzen, ist das ERP-System für alle Bereiche unser führendes System – sei es für das Reporting oder auch andere Themenfelder wie die Public-Key-Infrastruktur oder für Webservices.

ITM: Sie sprachen auch über starke Anpassungen in der Fibu ...

STRAUCH: Hier ging es darum, wie wir Geldspielgeräte und Software als immaterielle Güter im Anlagevermögen abbilden wollen. Vor diesem Hintergrund waren entsprechende Anpassungen notwendig.

ITM: Inwieweit ist COSMO prozesstechnisch beratend involviert?

STRAUCH: COSMO begleitet uns seit 2005, folglich kennen die Berater unsere Abläufe sehr genau und können beim Prozessdesign entsprechend kompetent unterstützen. Wenn wir neue Projekte angehen, gibt es zunächst interne Workshops, in denen wir uns selbst Gedanken zur jeweiligen Thematik machen. Zum Folgetermin kommt COSMO hinzu, um zu erläutern, was aus dem Standard heraus realisierbar ist, woraufhin wir festlegen, in welche Richtung etwaige Anpassungen gehen sollen. Auf dieser Basis wiederum fällt die Entscheidung, ob wir Projekte mit internen Ressourcen angehen oder ob wir externe Dienstleistungen einkaufen. Zwei unserer Mitarbeiter sind in der Lage, im ERP-System selbst zu programmieren. Größere Projekte hingegen, bei denen es auch um das Thema Gewährleistung geht, vergeben wir meist extern.

ITM: Welche weiteren Projekte haben Sie in Zukunft vor der Brust?

STRAUCH: Infolge des Umzugs geht es immer noch um die Gesamtstabilisierung der IT-Infrastruktur. Zudem wollen wir wie gesagt die Applikationsvirtualisierung fortsetzen, um die Hochverfügbarkeit auf Anwendungsebene sicherzustellen. Dies erledigen wir mit internen Ressourcen, externe Unterstützung benötigen wir dafür nicht. Abseits dessen hat sich das Anforderungsprofil im Vertrieb noch einmal verändert. In diesem Rahmen werden wir die mobile Vertriebsanbindung auf den Prüfstand stellen und evaluieren, ob wir nicht auch hier in Richtung Anveo gehen. Grund für diese Überlegungen ist erneut die volle Offline-Fähigkeit, die wir mittlerweile auch im Vertriebsbereich für erforderlich halten. Dies war anfangs anders.

ITM: Was für ein Mobile Device Management (MDM) nutzen Sie?

STRAUCH: Beim MDM muss man sich die jeweilige Plattform immer genau ansehen. Auf den microsoft-basierten VertriebsTablets, auf denen wir den RTC-Client bzw. die Microsoft-App nutzen, arbeiten wir mit Matrix 42. Für die iPhones der Servicetechniker nutzen wir Airwatch, um Applikationen auszurollen und die Geräte zu steuern.

ITM: Das Thema Mobilität kam vor einigen Jahren mit Vehemenz in die Unternehmen. Inwieweit hat sich eine Beruhigung eingestellt, weil Mobilität mittlerweile als Standard gilt?

STRAUCH: Es war in der Tat ein großer Umbruch. 2008 besaßen wir gerade einmal etwas mehr als 20 Blackberrys für das obere Management und die Geschäftsführung. Mittlerweile stehen wir bei 150 Devices im Vertriebs- und Servicebereich. Aber die Beo bachtung stimmt: Nach dem Hype der vergangenen Jahre ist in Sachen Mobility inzwischen ein wenig Ruhe eingekehrt, weil die Reife der Produkte stimmt. Generell sind wir der Meinung, dass die Tablets mittlerweile am Markt ausgereifter sind und wir daher die Hardware wahrscheinlich noch einmal austauschen werden. Als wir mit der mobilen Applikation starteten, waren Tablets noch nicht auf dem technischen Stand von heute. Inzwischen jedoch gibt es viel ausgereiftere Geräte, die unsere Anforderungen deutlich besser erfüllen: Wir können heute mit dem iPad im Grunde alle wesentlichen Prozesse abbilden.

ITM: Mit dem Einzug der mobilen Endgeräte begann auch die Debatte um Usability. Inwieweit erwarten die Mitarbeiter die gleiche leichte Bedienbarkeit aus dem privaten auch im beruflichen Umfeld?

STRAUCH: Aus unserer Sicht ist diese Diskussion sehr wichtig. Sie ist auch der eigentliche Grund dafür, dass wir das Thema im Vertrieb nochmals aufgreifen. Bei der Erstanbindung wurde Bedienbarkeit ein wenig vernachlässigt. Wichtig ist in meinen Augen, dass die Nutzer bzw. Vertriebler intuitiv durch den kundenspezifischen Verkaufsprozess geleitet werden. Dies haben wir für die AnveoApp im Servicebereich von vornherein berücksichtigt. Dort ist die Bedienbarkeit bereits sehr intuitiv, es ist fast möglich, ohne vorherige Schulung einen Service-Auftrag abzuwickeln.

ITM: Wie verhält es sich mit dem ERP-System selbst? Auch dort geht es heute um die Reduktion der Komplexität in der Bedienbarkeit.

STRAUCH: Hier ist die Bedienbarkeit schon komplizierter. Bei uns wurde es auch nach dem Releasewechsel nicht einfacher, die Bedienbarkeit ist bei weitem nicht so intuitiv wie im mobilen Bereich, was stetige Schulungen unabdingbar macht.

ITM: Wann steht der nächste Releasewechsel an?

STRAUCH: Uns ist klar, dass der kommen muss und kommen wird. Wir werden den Zeitpunkt Ende des Jahres diskutieren. Möglich wäre ein Umstieg Ende 2019. Fakt ist, dass es mittlerweile undenkbar ist, eine ERP-Software über zehn Jahre im selben Releasestand zu nutzen. Fünf Jahre sind in meinen Augen das absolute Maximum. Grundsätzlich müssen die Applikationen aktuell bleiben, damit sie auch mit den angebundenen Drittanwendungen sauber funktionieren. Wichtig ist, dass wir immer mit aktuellen Releases arbeiten, die auch von Microsoft supportet werden.

ITM: Inwieweit beschäftigt Sie die Aufrechterhaltung der Anwendungskompatibilität? Wir merken, dass die Releasezyklen immer kürzer werden und die Art der Bereitstellung in Richtung Cloud geht.

STRAUCH: Die Erscheinungsweise von Releases und Softwareversionen erfolgt in der Tat in immer kürzeren Abständen, dazu genügt schon ein Blick in den Serverbereich. Diesbezüglich müssen wir immer am Ball bleiben. Natürlich muss sich ein SoftwareReleasewechsel auf der anderen Seite auch immer amortisieren. Die Kosten sind schon erheblich. Hinzu kommen die internen Ressourcen, die man dafür bereitstellen muss. Folglich macht man nicht jeden Sprung immer sofort mit.

ITM: Würden Sie zustimmen, dass ein Releasewechsel einer ERP-Implementierung gleichkommt?

STRAUCH: Es ist definitiv wie ein neue ERP-Einführung/Implementierung. Die Frage, die sich dann wiederum stellt, ist, ob man sich am Standard orientiert oder ob man links und rechts Anpassungen vornimmt.

ITM: Was kommende Releasewechsel letztlich enorm erschwert?

STRAUCH: Anpassungen erschweren natürlich die folgenden Releasewechsel. Deshalb werden wir die Anpassungen bei der nächsten Gelegenheit neu bewerten und schauen, ob sie wirklich notwendig sind oder ob man alte Prozesse zurücklässt und aus dem System entfernt. Mit einer stärkeren Orientierung am Standard und dem Kappen gewohnter Abläufe bewegt man sich jedoch in den Bereich Change Management. Wenn man Veränderungsprozesse einleitet, muss man die Mitarbeiter mitnehmen. Was aber immer nur bis zu einem gewissen Grade möglich ist, denn ich kann ja aus der Spielegerätefertigung keine Glühbirnenfertigung machen. Folglich werden wir immer mit einigen Anpassungen leben müssen.

ITM: Inwieweit stehen Sie hinsichtlich der Weiterentwicklung der ERP-Software in Kontakt zu COSMO oder Microsoft?

STRAUCH: Cosmo ist nach wie vor einmal pro Woche projektunterstützend im Hause, darüber hinaus besuchen wir Veranstaltungen von COSMO und Microsoft.

ITM: In Ihrem Geschäftsfeld erfahren Sie den Wandel hin zu digitalen Modellen. Wie bewerten Sie Digitalisierung vor diesem Hintergrund?

STRAUCH: Digitalisierung ist ein riesiges Thema, die gesamte technologische Entwicklung ist spürbar schnelllebiger. Wichtig ist jedoch, dass man sich nicht verrennt, sondern sich auf die für das eigene Unternehmen relevanten Themen fokussiert. Was in diesem Zusammenhang nicht vergessen werden darf, ist, dass man die Anwender involviert – sei es beim Ausrollen neuer Applikationen, beim Mobile Device Management oder bei der Implementierung neuer Videokonferenzlösungen. Man muss sich stets überlegen, wie man diese Neuerungen den verschiedenen Generationen unter den Mitarbeitern vermittelt, um alle gleichermaßen einzubinden. Wir stellen fest, dass im Rahmen der Digitalisierung der Schulungsaufwand wächst, um sowohl intern in der IT-Abteilung als auch in den Fachbereichen das notwendige Wissen zu vermitteln.

ITM: Ist Akzeptanz von Digitalisierung eine Frage des Alters?

STRAUCH: Ich beobachte, dass ältere Mitarbeiter bisweilen ein wenig distanzierter agieren. Jüngeren Mitarbeitern, die mit der Digitalisierung aufgewachsen sind, scheint vieles deutlich leichter zu fallen, wobei es in beiden Bereichen immer auch Ausnahmen gibt. Und es ist auch nicht nur das Alter: Einige Mitarbeiter sind für bestimmte Themen einfach offener als für andere.

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Jan Lödige
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