ERP-Systeme

„Es geht um eine massive Vernetzung“

ERP-Systeme sind ein wichtiger Kanal, um mittels smarter Analytik die Unternehmensprozesse nachhaltiger zu gestalten. Wie das geht, erklärt Daniel Schmid, Chief Portfolio Officer (CPO) der Cosmo-Consult-Gruppe, im Interview.

ERP-Systeme

„Oft spiegeln sich bereits viele Bereiche des Produktlebenszyklus in den ERP-Prozessen – von Entwicklung über Beschaffung bis hin zu Fertigung, Versand und Wartung“, so Daniel Schmid.

ITD: Herr Schmid, die Anforderungen an Nachhaltigkeit nehmen zu, gleichzeitig steigen die Energiekosten: Was kann die IT hier leisten?
Daniel Schmid: In zentralen Unternehmenssystemen wie dem ERP ist eine Vielzahl von Prozessen vernetzt, die durch eine konsequente Ausrichtung auf Nachhaltigkeitsziele optimiert werden können. Das fängt an beim Einsparen von Papier oder Verpackungsmaterial, einer besseren Steuerung des Stromverbrauchs, dem Vermeiden von Materialverschwendung und Ausschuss, bis hin zur optimaleren Logistikplanung mit weniger Fahrten. Erhebliche Einsparungspotenziale lassen sich überall dort aus Sensordaten ableiten, wo die Informationen zu prozessbedingten Betriebsmitteln wie Wasser oder Energie nachgehalten, analysiert und getrackt werden. Perspektivisch setzen immer mehr Unternehmen auf Speicher für nachhaltige Energie: Hier lässt sich eine intelligente Produktionsplanung mit Füllständen der Speicher kombinieren, um möglichst umfassend von grüner Energie zu profitieren.

ITD: Gerade für produzierende Unternehmen ist es heute schwierig, den Stand ihrer Nachhaltigkeitsbemühungen nachzuweisen. Derzeit wird am Digitalen Produktpass gearbeitet. Was müssen IT-Systeme hier künftig unterstützend leisten?
Schmid: Insbesondere Ansätze der Kreislaufwirtschaft, die zu Recycling und Re-Use beitragen sollen, basieren auf verbindlichen Informationen aus dem gesamten Lebenszyklus eines Produkts und seiner Bestandteile. Sie werden voraussichtlich durch gesetzliche Regularien immer mehr Unternehmen betreffen. Oft spiegeln sich bereits viele Bereiche des Produktlebenszyklus in den ERP-Prozessen – von Entwicklung über Beschaffung bis hin zu Fertigung, Versand und Wartung. Das ist beispielsweise heute schon relevant für Rückrufaktionen. IoT-Daten aus Sensorik und Tracking, die heute verstärkt über digitale Services oder die Cloud erhoben werden, müssen nun ebenfalls ins ERP-System gelangen: Zum Beispiel, um schon frühzeitig in der Recycling-Planung zu wissen, wo und wann welche Materialien oder Bauteile in welchem Zustand zur Wiederverwendung anfallen.

ITD: Mangelhafte Compliance bei der Nachhaltigkeit könnte in der EU sogar künftig Barrieren beim Markteintritt bedeuten. Muss das Thema Governance weiter in den Fokus rücken?
Schmid: Definitiv. Auch hier bietet sich das ERP-System für die historisierbare Dokumentation und die automatisierte Überwachung von Compliance-Vorgaben als Basis für die Audit- und Nachweisfähigkeit an. Diese Herausforderungen lassen sich am besten mit einer Plattform stemmen, die alle Bereiche miteinander verbindet, von der Entwicklung, Produktion, Beschaffung und Lagerverwaltung bis hin zu Versand und Aftersales. Das Thema „Product Stewardship“ wird dabei zum Kennzeichen verantwortungsbewusster Unternehmen.

ITD: Das Lieferkettengesetz erfordert eine Supplier-Bewertung u.a. nach Kriterien wie Nachhaltigkeit. Wie können Unternehmen ihr Lieferanten-Management und ihre Beschaffung grün ausrichten?
Schmid: Lösungen wie Intelligent ERP von Cosmo Consult legen einen Schwerpunkt auf KI und Vorhersage-Funktionalität. Damit lassen sich Beschaffungsprozesse optimieren und auf Last-Minute-Bestellungen mit unnötig langen, ineffizienten Transportwegen verzichten. Forecasting hilft aber auch, Trendveränderungen frühzeitig zu erkennen und Verschwendung durch zu hohe Bestellvolumen oder Lagerrestbestände zu vermeiden. Mit dem Lieferkettengesetz kommt spätestens ab 2023 der Lieferantenbewertung im Intelligent ERP eine Schlüsselfunktion zu. Entsprechende Systeme analysieren nicht nur Kennzahlen wie Preis, Liefertermintreue und Verfügbarkeit, sondern zusätzliche Prozesskosten, Nachhaltigkeit und Regionalität: Je kürzer die Lieferstrecke, desto besser. Zudem sollte das Logistik-Management Liefertransporte mit einer optimierten Bündelung und Routenplanung organisieren.

Dies ist ein Artikel aus unserer Print-Ausgabe 5/2022. Bestellen Sie ein kostenfreies Probe-Abo.

ITD: Was sollten ERP-Systeme mitbringen, um diese Aufgaben zu erfüllen?
Schmid: Die genannten Beispiele zeigen schon: Es geht um eine massive Vernetzung unterschiedlichster Daten und Prozesse, sowohl aus der Cloud als auch On-Premises. Voraussetzung dafür sind eine fundierte Datenkultur und durchgängige Plattformen wie Microsoft Azure, auf denen alle Bereiche zentrale, valide Daten teilen und (kognitive) Services einfach eingebunden werden können. Die Ergebnisse aus KI und Data Analytics müssen zudem an der richtigen Stelle im Geschäftsablauf verfügbar sein. Low-Code/No-Code-Entwicklungswerkzeuge helfen Unternehmen dabei, ihre Prozesse mit wenig Aufwand selbst ohne eigene Programmierkenntnis individuell anzupassen. Viele Medienbrüche und papiergebundene Prozesse lassen sich so vergleichsweise einfach mit papierlosen, digitalen Abläufen ersetzen.

Bildquelle: Cosmo Consult

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