Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in Digitalisierungsprojekten verspricht einige Vorteile. Zu diesem Thema haben Uwe Bergmann, Vorstandsvorsitzender der Cosmo Consult Holding und Volker Schinkel, Geschäftsführer bei der Modula Gesellschaft für digitale Transformation mbH, Stellung bezogen.

Das denkbare Einsatzspektrum für KI ist breit. „Einige Prozesse im Finanz-, Lager- und Logistikumfeld sind vergleichsweise generisch – während Prozesse in anderen Bereichen einen größeren Einfluss darauf haben können, wie man sich vom Wettbewerb abhebt“, stellt Bergmann fest. „Die generischen Abläufe gehören zu den ersten, die von maschineller Intelligenz profitieren. Das reicht von Vorschlägen für Bestellungen über das frühzeitige Erkennen von Engpässen in der Produktion oder von den ‚Lagerleichen‘ bis hin zur Lieferantenbewertung.“

Quelle: Cosmo Consult

Uwe Bergmann, Vorstandsvorsitzender der Cosmo Consult Holding.

Prognostische Fähigkeiten für die Absatzplanung helfen beispielsweise dabei, so Bergmann, Überraschungen zu vermeiden. Dabei sei die intelligente Funktionalität so tief in den ERP-Standard eingebunden, dass es dem User gar nicht weiter auffalle: „Er bekommt einfach fundiertere und bessere Informationen angezeigt. Auch profitieren repetitive Aufgaben wie Lieferscheinabgleich und Rechnungsprüfung von KI-Entwicklungen im Bereich der Bilderkennung. Selbst Quittungen für die Spesenrechnung ordnen die Systeme automatisiert zu. Damit verändern sich auch klassische Workflows und Freigabestrukturen.“

Bei Cosmo Consult setzt man dabei auf Intelligent ERP, wo das Unternehmen gezielt in die Entwicklung von KI investiert, die die Branchenlösungen intelligenter gestaltet, so Bergmann weiter: „Ein intelligentes ERP-System umfasst im Vergleich zu einem herkömmlichen System zusätzliche intelligente Assistenten, die für die Verantwortlichen Informationen und Vorschläge auf Basis mathematischer Modelle bereitstellen. So liefern etwa intelligente Assistenten für die Produktion unter Beachtung aller möglichen Optionen und Rahmenbedingungen eine ausgeklügelte Reihenfolgeplanung, die innerbetriebliche Abläufe optimal aufeinander abstimmt.“

Aus technologischer Sicht sei, so argumentiert Bergmann weiter, ein intelligenter Assistent nichts anderes als ein Cloud-Dienst, der über einen Konnektor ins ERP-System integriert ist: „Der Konnektor gewährleistet hierbei einen sicheren Datenaustausch und ist spezifisch für jedes ERP-System. Durch die Entwicklung der entsprechenden Konnektoren sind wir in der Lage, intelligente Assistenten für jedes übliche ERP-System anzubieten, etwa Dynamics 365 oder SAP.“

Eingebettet in die Business Plattform

Einen ähnlichen Ansatz verfolgt man bei Modula. „Wir betten Künstliche Intelligenz integriert in die ‚Modula Business Plattform‘ ein“, erläutert Schinkel: „Das beginnt mit der KI-spezifischen Datenschicht und der Generierung des Wissensmodells, setzt sich mittels Vernetzung zu unseren klassischen Business-Applikationen wie ERP, CRM, MES und CAQ mittels BPM fort und endet mit der Einbettung von KI-Frontend-Features in unsere einheitliche Modula-Nucleus-Oberfläche.“

Quelle: Modula

Volker Schinkel, Geschäftsführer bei der Modula Gesellschaft für digitale Transformation mbH.

Nach seiner Interpretation sei die Künstliche Intelligenz nicht primär intelligent, sondern wissend: „Sie kann in enorm hoher Geschwindigkeit Wissen verarbeiten und es ohne äußere Einflüsse auf riesige Datenmengen anwenden. Damit sind KI-Techniken in der Lage, all jene Prozesse abzudecken, die auf selbstlernenden Ähnlichkeitsprinzipien beruhen und mit klassischen, deterministischen Programmierungen nicht mehr abgedeckt werden können.“

Als praktisches Beispiel führt er eine KI-Anwendung ins Feld, die täglich mehrere tausend eingehende, handschriftlich ausgefüllte Bestellfaxe einliest, diese automatisch unterschiedlichen Formulartypen zuordnet, Artefakte entfernt und handschriftlich ausgefüllte Text, Zahlen und Checkboxen extrahiert, bei der Verarbeitung auf Merkmale plausibilisiert und mittels BPM eine automatisierte Auftragsanlage im „Modula-ERP“ vornimmt.

„Nach der Implementierung der KI-Lösung ergeben sich eine Reihe von quantitativen Nutzeneffekten in Bezug auf Kosten und Produktivität“, stellt Schinkel fest. „Darüber hinaus konnten durch die Sicherung des spezifischen Unternehmenswissens auch eine Vielzahl von qualitativen Nutzeneffekten erzielt. Hier möchte ich das Entgegenwirken von Fachkräftemangel, die Reduktion von Ablaufkomplexität sowie die Schaffung von Transparenz im gesamten Geschäftsprozess hervorheben.“

Das größte Optimierungspotenzial der KI verortet Bergmann einerseits in der Automatisierung von bestimmten Prozessabläufen, auf der anderen Seite in der Möglichkeit, aus den vorhandenen Daten zu lernen, um bessere Entscheidungen zu treffen: „Hier können KI-Systeme relevante Empfehlungen auf Basis von Daten aus unterschiedlichen Quellen liefern. Ich bin überzeugt, dass darin das größte Potenzial steckt, denn gute Entscheidungen sind die Basis für ein erfolgreiches Business.“

Dagegen spricht Schinkel den Ebenen „Wissensspeicherung und Automatisierung“ sowie „Erkenntnis und Wissensgewinn“ das größte Potenzial zu: „Als Wissensspeicher tragen KI-Technologien wesentlich zur nachhaltigen Entwicklung des Unternehmenswerts bei. Ihre Fähigkeit funktional aus den unterschiedlichsten Anwendungen einbezogen werden zu können und universell zur Geschäftsprozess-Automatisierung nutzbar zu sein, beeinflusst nachvollziehbar das operative Ergebnis von Unternehmen. Überall dort, wo qualifizierte Mitarbeiter mit umfangreichen, repetitiven Aufgaben belastet sind, können enorme Kapazitäten frei gemacht werden.“

Darüber hinaus leisten KI-Technologien auf der Ebene „Erkenntnis und Wissensgewinn“ einen wertvollen Unternehmensbeitrag in der unkonventionellen Darstellung von Korrelationen in Geschäftsdaten, sprich beim Feature Extraction/Clustering, wie Schinkel betont: „Hierbei können interessante, wegweisende neue Einblicke in Prinzipien und Zusammenhänge gewonnen werden. Diese lassen sich in neue digitale Geschäftsmodelle ableiten und verwenden, z.B. auf das Maschinen- und Prozessdaten basierende Ersatzteilgeschäft.“

Cosmo Consult

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