Collaboration

Die agile Pille für die Motivation – wie Agilität die Motivation fördert

Peter Burghardt14.11.2019
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Mañana – die Kunst zu wissen, was man auf morgen verschieben kann. Grob gesagt, die spanische Lebensart, wenn auch nicht ganz korrekt. Wir kennen das auch. Nur, dass wir eher Dinge auf morgen verschieben, die uns keine Freude bereiten oder wenn wir einfach weniger motiviert sind. Oder wir verschieben sie auf übermorgen, oder auf noch einen Tag später und noch einen Tag später und…

Jetzt mal ganz ehrlich: Das mit der Motivation ist so eine Sache. Manager glauben oft man kann Menschen motivieren. Am besten noch mit mehr Geld, obwohl Herzberg in seiner Zwei-Faktor-Theorie eindeutig Gehalt nicht den Motivationsfaktoren zuordnet. Kann man Menschen also motivieren oder nicht? Überredet man sie eher und versteht man das doch als Motivation?

Motivation - Was ist das eigentlich?

Menschen machen Dinge, die für Außenstehende undenkbar sind und sie machen es sogar gerne. Auch wenn sie dabei schlecht bezahlt werden. Sie sind einfach motiviert. Woher kommt diese Motivation?

Ich selbst war fast 10 Jahre im Rettungsdienst tätig. Freiwillig, also ohne richtige Bezahlung. Ich habe es gerne gemacht und war immer motiviert, auch wenn ich um 05:00 Uhr in der Früh aufstehen musste, um den Dienst um 06:00 Uhr anzutreten. Und jeder, der mich kennt, weiß, dass ich alles bin, nur kein Frühaufsteher. Was hat mich also motiviert? Meine Arbeit hatte einen Sinn. Ich habe Menschen in der Not geholfen und Leben gerettet. Und selbst wenn wir nicht jeden retten konnten, hat mich das nicht demotiviert.

Motivation ist also etwas Intrinsisches. Es kommt von einem selbst. Man kann jemanden nicht wirklich motivieren, sondern nur verhindern, dass er demotiviert wird. Am besten macht man das, in dem man dem Tun der Person einen Sinn gibt bzw. der Person den Sinn vermittelt.

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Schön und gut, aber was hat das mit Agilität zu tun?

Agilität in Projekten ist ein komplexes Thema. Es geht nicht nur darum, stur dem Scrum Prozess zu folgen oder die agilen Wertepaare runter zu beten. Viele Methoden, Werkzeuge und Ideen hinter den agilen Projektvorgehen drehen sich um Motivation (und auch um andere Themen – diese aber nun hier zu besprechen, würde aus dem Beitrag ein Buch machen).

Nehmen wir Scrum her und sehen uns an, wo maßgeblich Motivation geschnürt werden kann:

User Stories

In User Stories wird immer der Nutzen der Funktion für den User angegeben. Warum? Damit bekommt die Anforderung auf einmal einen Sinn. Die Funktion allein für sich ohne Kontext ist sinnlos. Nur mit dem Nutzen kann das Entwicklungsteam verstehen, was der User eigentlich wirklich braucht und was sein Problem ist. Das Team kann auf einmal Probleme wirklich lösen und so bekommt die Arbeit des Teams auch einen Sinn. Das motiviert.

Backlog Refinement

Im Backlog Refinement Meeting bespricht das Team die User Stories. Die Entwickler sind beteiligt am Prozess. Sie erkennen, dass es Sinn macht, die Anforderungen zu diskutieren, wenn ihr Input ernst genommen wird und sie dadurch an der Anforderungserstellung beteiligt sind. Der andere Weg, Anforderungen einfach der Entwicklung zuzuweisen, also quasi als Befehl an den Entwickler zu geben, wird eher wenig förderlich für die Motivation sein. Ein Symptom für hohe Motivation ist im Übrigen die Qualität der Umsetzung.

Sprint Planning

Scrum basiert auf dem Pull-Prinzip. Das Entwicklungsteam entscheidet, wieviel Arbeit es in den Sprint nehmen möchte. Und es entscheidet selbst, wie es die Arbeit machen wird – es macht sich selbst einen Plan. Hier gibt es zwar keinen wirklichen Sinn, aber es ist durch diese eigene Entscheidung auch tatsächlich motivierender, seinen eigenen Plan auch zu schaffen. Dem Plan vom Projektmanager stimmt man zu, man denkt sich, der hat keine Ahnung und halten wird der Plan unterm Strich nicht.

Review Meeting

Im Review Meeting bekommt das gesamte Team Feedback von seinen Stakeholdern. Es sieht, welche Emotionen die geleistete Arbeit bei seinen Kunden auslöst. Was motiviert mehr als ein glücklicher Kunde, der froh ist, dass sein Problem behoben werden konnte? Naja, vielleicht ein unglücklicher Kunde, der dem Team sagt, dass sie gerade Blödsinn gebaut haben, und sein Problem noch schlimmer wurde.

Das Faszinierende ist, wenn man ein agiles Projekt startet, kann man diese Motivation im Team sehr schnell sehen und spüren. Die Leute kommen früher zu den Meetings, sie erinnern einander an Aufgaben und möchten Dinge fertig machen.

Wer keine agilen Projekte macht, sollte jedenfalls einmal über den Tellerrand blicken und etwas wie z.B. User Stories anstatt klassischen Anforderungsdokumenten ausprobieren. Oder einfach andere Techniken und Methoden probieren. Es zahlt sich aus!

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Wir sind nicht mehr in einer Command-and-Control-Zeit. Die Zeiten haben sich geändert. Es kann Situationen geben, in denen Selbstbestimmung und Selbstorganisation nicht angebracht sind. Aber seien wir uns ehrlich, so lange nicht die große Katastrophe ausbricht, wird es in unseren Projekten eher nicht notwendig sein. Aber selbst bei Katastrophen oder Notfällen ist Agilität und Selbstorganisation noch viel mehr gefragt als sonst.

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Autor:
Peter Burghardt
Project Manager